Interview

3 Fragen an Sebastian Rübenacker, Projektmanager bei Grün Berlin

Der zentrale Verkehrsknotenpunkt Platz der Luftbrücke soll in den kommenden Jahren zu einem lebenswerten, klimaangepassten Quartier umgestaltet werden. Mit dem Platz der Luftbrücke verbinden die meisten Menschen vermutlich die Grünfläche mit dem Luftbrückendenkmal und den Verkehr, aber kein städtisches Quartier. Können Sie uns das Planungsgebiet näher vorstellen?

Diese Wahrnehmung ist Ausdruck der aktuellen städtebaulichen Situation des Gebiets, die – neben anderen Kriterien – ausschlaggebend für die Durchführung eines landschaftsplanerischen Ideen- und Realisierungswettbewerbs im Jahr 2018 war.

Der Platz der Luftbrücke hat aufgrund seiner geschichtlichen Bezüge eine herausragende Bedeutung für Berlin. Er wird von den monumentalen Gebäuden des ehemaligen Flughafens Tempelhof, den großen Verkehrsachsen, dem zentralen Gartendenkmal mit dem Luftbrückendenkmal und den Wohngebieten zwischen Duden- und Manfred-von-Richthofen-Straße mit der angrenzenden Gartenstadt Neu-Tempelhof geprägt. Damit ist auch schon im Wesentlichen das Wettbewerbsgebiet umrissen. Es umfasst insgesamt ca. 5 Hektar. Mit Ausnahme eines sehr kleinen Teilstücks an der Dudenstraße Ecke Mehringdamm, das im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg liegt, befindet sich das Wettbewerbsgebiet im Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Neben den großen Infrastruktureinrichtungen und Behörden leben im Umkreis des Planungsgebietes über 20 000  Menschen in den Wohnquartieren entlang der Duden- und Manfred-von-Richthofen-Straße und in der Gartenstadt Neu-Tempelhof.

Der urbane Raum um den Platz der Luftbrücke wirkt jedoch sehr heterogen. Die großen Verkehrsachsen trennen die einzelnen Räume voneinander und verhindern die Ausbildung eines ganzheitlich wirksamen urbanen Raumes. Stadträumlich betrachtet bildet der Platz der Luftbrücke ein Gelenk zwischen Ost (Neukölln) und West (Schöneberg) und Nord (Kreuzberg, Mitte) und Süd (Tempelhof). Außerdem stellt er eine Verbindung zwischen großen und sehr beliebten innerstädtischen Freiflächen her, dem Park am Gleisdreieck, dem Viktoriapark und dem Tempelhofer Feld. Die angestrebte Nachnutzung des Flughafens Tempelhof als Experimentiertort für Kunst, Kultur und die Kreativwirtschaft eröffnet zusätzliche Optionen der Quartiersentwicklung.

Welche Ziele hatte der Wettbewerb und welche Qualitäten zeichnen den Siegerentwurf des Landschaftsarchitekturbüros Bruun & Möllers aus Hamburg aus?

Die Wettbewerbsaufgabe war sehr  komplex. Gefordert wurden städtebauliche, freiraumplanerische und infrastrukturelle Lösungen sowie Maßnahmen, um den Platz der Luftbrücke an die Herausforderungen des Klimawandels anzupassen (Klimaresilienz). In Teilbereichen des Wettbewerbsgebietes mussten diese Maßnahmen mit den Belangen des Denkmalschutzes harmonisiert werden. Das Spannungsfeld der Ansprüche von Touristen, Beschäftigten der Verwaltungen und Dienstleistungseinrichtungen oder Besucher*innen von Konzerten und Events im künftigen Flughafen Tempelhof sollte mit den Ansprüchen der Anwohnenden und Gewerbetreibenden in den Quartieren ausbalanciert werden.

Hierzu war es u.a. erforderlich, die Wegebeziehungen neu zu definieren und sichtbar zu machen. Der Ehrenhof des Flughafens sollte beispielsweise von der U-Bahnstation über das Gartendenkmal hin sichtbar werden. Freiraumplanerisch galt es, die Teilbereiche durch neue Plätze, Pflanzungen und Aufenthaltsbereiche aufzuwerten und zu verbinden. Neben den besonderen gesamtstädtischen Funktionen des Platzes der Luftbrücke sollten die Anwohnerinteressen im westlichen Teil des Platzes der Luftbrücke (zwischen Duden- und Manfred-von-Richthofen-Straße) Berücksichtigung finden. Hier waren funktional und gestalterisch die größten Defizite und der größte Bedarf an Gestaltungsideen zu verzeichnen.

Selbstverständlich war der Verkehrsraum neu zu ordnen und zu überdenken. Der Fußgänger- und Radverkehr sollte mehr Platz erhalten und sicherer werden. Hierfür waren die Straßenquerschnitte zu prüfen und anzupassen. Priorität hatte auch ein Regenwassermanagement, das die Kanalisation schont und anfallendes Regenwasser im Gebiet hält.

Das Büro Bruun & Möllers hat die Wettbewerbsaufgabe hervorragend gelöst. Mit seinem ganzheitlichen Ansatz steht der Entwurf modellhaft für die innovative und nachhaltige Entwicklung von Frei- und Verkehrsräumen in der Hauptstadt. Insgesamt lieferte er überzeugende programmatische und räumliche Lösungen für die Teilbereiche und übergeordnete Themen wie das Regenwassermanagement und den Verkehr.

Die Grün Berlin Stiftung übernimmt die Bauherrenfunktion und das Projektmanagement für das Vorhaben.

Wie und wo kann man sich über das Projekt informieren? Sind Bürger*innen-Informationen und Beteiligungen vorgesehen?

Die Bürger*inneninformation wird mit unterschiedlichen Formaten während der Planungsphase bis voraussichtlich Mitte 2023 fortgesetzt. Vorgesehen sind Dialogwerkstätten, Führungen, Informationsfilme, Ausstellungen und thematische Schaustellen.


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