Gendarmenmarkt

Die beste Bühne der Stadt: wassersensibel und barrierefrei

Wie Grün Berlin und die Berliner Wasserbetriebe am Gendarmenmarkt daran arbeiten, ein zeitgemäßes urbanes Regenwassermanagement aufzubauen.

Das Prinzip, das hinter dem städteplanerischen Begriff „Schwammstadt“ steht, leuchtet sofort ein. Plätze und Straßen sollen zu Räumen werden, in denen Regenwasser nicht einfach abfließt und ungefiltert in die Kanalisation strömt, sondern zunächst wie von einem Schwamm festgehalten wird. Bei starken Unwettern kann man auf diese Art lokale Überschwemmungen eindämmen und anschließend das wertvolle Wasser gezielt zurück in den Grund sickern lassen. In Berlin gibt es immer mehr Orte, an denen Bestandsbebauungen oder Neuerschließungen nach den Grundsätzen der Schwammstadt gestaltet wurden und werden. Eines der prominentesten, auch überregional bedeutendsten Beispiele ist der Gendarmenmarkt. Grün Berlin treibt hier seit 2018 die klimagerechte und barrierefreie Sanierung und Modernisierung voran – und arbeitet unter anderem beim Thema Regenwassermanagement eng mit den Berliner Wasserbetrieben zusammen. Die diesbezüglichen Bauarbeiten konnten 2023 schon zur Hälfte fertiggestellt werden.

Wasserströme muss man steuern

So profitiert der neue Gendarmenmarkt vom großen, umfassend bewährten Know-how zweier landeseigener Unternehmen, die einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung leisten. In der partnerschaftlichen Zusammenarbeit bildet sich ab, wie sich die Umbauten am weltberühmten Platz in ein zukunftsfähiges, gut durchdachtes Konzept einfügen, das Berlin zu einem Vorreiter bei der Entwicklung zur Schwammstadt machen soll.

Kooperationspartner

  • Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt
  • Bezirksverwaltung Mitte
  • Landesdenkmalamt Berlin
  • Berliner Wasserbetriebe
  • Berliner Regenwasseragentur
  • Stromnetz Berlin GmbH
  • Berliner Verkehrsbetriebe
  • BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH
  • Konzerthaus Berlin
  • Deutscher Dom
  • Französischer Dom
  • Französische Kirche zu Berlin (Hugenottenkirche)
  • Französische Friedrichstadtkirche

An dieser Stelle berührt sich also der Auftrag, den Grün Berlin unter anderem am Gendarmenmarkt realisiert, mit den langjährigen Erfahrungen der Wasserbetriebe – eine wichtige Schnittstelle, an der seit dem offiziellen Beginn des Projekts 2018 gemeinsam und erfolgreich gearbeitet wird. Austausch und Updates finden dabei mindestens wöchentlich im Rahmen der Bauberatungen statt.
Im Vordergrund der Partnerschaft stehen auf operativer Ebene die eng verzahnten Planungsabstimmungen, die parallele Finanzierung der Anlagen sowie die gemeinsame Bauausführung.

Eine ebenso positive und fruchtbare Zusammenarbeit ergibt sich auch mit Vattenfall und den Berliner Verkehrsbetrieben bei der Koordination parallel verlaufender Baumaßnahmen.

Ein maßgeschneidertes Ensemble

„Die klimaresiliente und nachhaltige Sanierung des Gendarmenmarktes ist für Grün Berlin ein besonderes Referenzprojekt für vorbildliche nachhaltige Stadtentwicklung“, sagt Christoph Schmidt, Geschäftsführer der Grün Berlin GmbH. „Alle Beteiligten ziehen bei diesem komplexen Projekt an einem Strang, um den historischen Gendarmenmarkt zukunftsfähig zu gestalten.“

Der Bereich des Projekts, der in Kooperation mit den Berliner Wasserbetrieben realisiert wird, ist technologisch besonders interessant. Da es am Gendarmenmarkt kaum unbefestigte Frei- und Grünflächen gibt, mussten alternative Lösungen gefunden werden, um eine dezentrale Versickerung größerer Regenwassermengen zu ermöglichen.

Die zentrale Rolle spielt dabei ein System aus insgesamt sechs Rigolen mit einer Speicherkapazität von 480 Kubikmetern. Da sie in der am Gendarmenmarkt eingesetzten Ausführung nur 61 Zentimeter hoch sind, wird beim Einbau der Mindestabstand zum Grundwasserspiegel eingehalten. So können mit diesem System Niederschläge gesammelt, via Substratfilter gereinigt und dann sukzessive an den darunterliegenden Boden abgegeben werden. Mitten in der Stadt wird auf diese Art also der Wasserkreislauf der Natur nachgebildet. Er kann die historische Mitte Berlins vor einigen Auswirkungen des Klimawandels schützen – so werden unter anderem bei Starkregen Überschwemmungen vermieden.

Quiz
Wo landet das Niederschlagswasser, das am Gendarmenmarkt aufgefangen wird?
Tipp: Die Antwort finden Sie im Artikel.
Fast! Richtig! Es handelt sich um ein neues Rigolensystem, das Niederschläge auffängt, via Substratfilter reinigt und dann sukzessive an den darunterliegenden Boden abgibt.

In großen Schritten voran

Vor allem: Die Arbeiten kommen bestens voran. Schon Anfang Dezember 2023 konnte Grün Berlin verkünden, dass rund die Hälfte der Umbaumaßnahmen, die dem Gendarmenmarkt eine neue, tourismusnahe, nachhaltige und denkmalgerechte Gestalt geben sollen, bereits vollendet sind. Ein beeindruckender Fortschritt nach nur etwa einem Jahr Bauzeit.

So wurde unter anderem schon das neue Natursteinpflaster um das Schillerdenkmal verlegt und ein Großteil der Hausanschlüsse hergestellt. Zudem wurden erhebliche Maßnahmen im Dienst des eben skizzierten Regenwassermanagements umgesetzt. Vom umfangreichen Leitungsnetz für Strom, Trink- und Schmutzwasser waren zum genannten Zeitpunkt rund drei Kilometer (von insgesamt fünf) verlegt. Zudem sind ein Großteil der über 27 Wasseranschlüsse sowie etwa 30 unterirdische Stromanschlüsse installiert.

Die Hauptarbeiten sollen Ende 2024 abgeschlossen sein, um die 14.000 Quadratmeter Fläche möglichst bald wieder für die Bürger*innen und Gäste der Stadt sowie die Gewerbetreibenden zur Verfügung zu stellen. Wer ein Beispiel dafür sucht, wie bedeutsame Stadträume erhalten und zugleich zukunftsgerichtet, klimaresilient und barrierefrei gestaltet werden können, ist am Gendarmenmarkt auf jeden Fall richtig.

Zahlen & Fakten

  • Fläche: 1,8 Hektar
  • Investitionen: ca. 20 Mio. €
  • Finanzierung: GRW-Mittel, Landesmittel
  • Gesamtlänge Trinkwasserleitung: 737 Meter
  • Gesamtlänge Abwasserleitung: 1.120 Meter
  • Gesamtlänge Stromleitung: ca. 3.000 Meter
  • Menge Natursteinpflaster: ca. 6.000 Tonnen
  • Voraussichtliche Fertigstellung: 2024