Lokhalle im Natur Park Südgelände

Das Beste aus zwei Zeitaltern

Einen denkmalgeschützten Bau wie die Lokhalle zu sanieren, kann ein Drahtseilakt sein. Grün Berlin plant daher jeden Schritt gemeinsam mit dem Denkmalschutz von Bezirk und Land.

Dieser Park ist alles andere als ein Museum. Und trotzdem bringt er denen, die ihn besuchen, ein Stück historische Industrieherrlichkeit näher. Wer durch den Natur Park Südgelände in Schöneberg spaziert, kann mit etwas Fantasie das Quietschen der Eisenbahnräder hören und den Dampf der alten Lokomotiven riechen, die hier einst verkehrten.

Der Rangierbahnhof Tempelhof, der hier bis 1952 in Betrieb war, hat neben Gleisen und Weichen einige eindrucksvolle Industriedenkmäler hinterlassen: unter anderem den Wasserturm, die Brückenmeisterei und die Lokhalle im Südosten des Geländes. Im Gebäude auf dem 1931 eröffneten Bahnhof wurden ursprünglich Lokomotiven gewartet und repariert. Nachdem die Halle kurz nach Eröffnung des Parks im Jahr 2000 einige Zeit für Veranstaltungen genutzt worden war, musste sie seit 2016 aus Sicherheitsgründen geschlossen bleiben.

Zahlen & Fakten

  • Fläche: 4.500 m²
  • Baujahr: 1928
  • Investitionen: 17 Mio. €
  • Finanzierung: Investitionsmittel des Landes Berlin, Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt (SIWA)
  • Speichervolumen der Versickerungsanlagen: 90 Kubikmeter
  • Baustart: 2022
  • Voraussichtliche Fertigstellung: 2026

Aktuell und historisch im Spagat

Bald soll sich das ändern. Wenn Grün Berlin die 2021 begonnene Sanierung und Neugestaltung der etwa 4.500 Quadratmeter großen Lokhalle vollendet hat, wird dort nicht nur der historische Baubestand wieder für die Öffentlichkeit erlebbar sein. Das Konzept wird dem Ort einen Mehrwert verleihen, der die Halle zur Attraktion mit größtem Zukunftspotenzial macht, zu einem Anziehungspunkt, an dem sich Menschen begegnen, Kunst und Kultur gefeiert werden und Kreative ihre Gestaltungsräume finden – im Kontext eines Parks, der wegen seiner einzigartigen Verbindung von alter Bahntechnik, wild gewachsener, schützenswerter Natur und Kunst mehrfach ausgezeichnet wurde.

Es ist ein interessanter, voller Chancen steckender Spagat, um den es hier bei Planung, Umsetzung und Betrieb geht. Einerseits wird die Lokhalle auf den technologischen und konzeptuellen Stand eines zeitgemäßen Begegnungsortes gebracht, andererseits bleibt sie ein schützenswertes Denkmal, das als Bauwerk ein wichtiges Erbe bewahrt.

Transformation mit Kooperation

Um diese Balance zu halten und immer wieder neu zu überprüfen, arbeitet Grün Berlin über die gesamte Projektdauer eng mit der Unteren Denkmalschutzbehörde des Bezirkes Tempelhof-Schöneberg zusammen – in Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt. Dies ist ein weiteres Beispiel für die produktiven Partnerschaften, von denen dieser Jahresbericht erzählt. Schon 2018 wurde im Rahmen einer dokumentarischen Bestandsaufnahme ein Denkmalpflegeplan für die Lokhalle erstellt. Auf diese Basis bauten die von Grün Berlin beauftragten Architekt*innen ein Jahr später mit den ersten Planungen für die Instandsetzung und Umnutzung des Gebäudes auf. Die Abstimmungen mit der Unteren Denkmalschutzbehörde (UD) wurden schon zu diesem Zeitpunkt kontinuierlich getroffen. Das Landesdenkmalamt wurde von Seiten der UD eingebunden.

Die Interessen werden bestens austariert

Bei der Sanierung und Erweiterung der denkmalgeschützten Lokhalle stehen diverse Fragestellungen im Raum: Fassade, Eingangstore und Fenster, historische Wandbilder sowie die Verschiebebühne zählen zu den erhaltungswürdigen Elementen. Wie geht man im Einzelnen bei der Neugestaltung mit ihnen um? Und wie müssen Absprachen und Genehmigungen bezüglich des Vorhabens ausfallen, das 4.600 Quadratmeter große Hallendach ökologisch wertvoll zu begrünen und einen Anbau für zukünftige Ateliers anzufügen? In all diesen Punkten stößt Grün Berlin im Dialog mit der UD früh die Genehmigungsprozesse an, so dass rechtzeitig entsprechende Regelungen gefunden werden können.

Kooperationspartner

  • Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt
  • Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt
  • Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg
  • Obere Naturschutzbehörde (SenMVKU)
  • Untere Denkmalschutzbehörde
  • Landesdenkmalamt
  • Deutsche Bahn

Eine kontinuierliche Abstimmung ist vor allem deshalb so wichtig, weil im Lauf der Bauarbeiten immer wieder neue Erkenntnisse und Fragen auftauchen. Zur täglichen Arbeit gehören deshalb Termine vor Ort an der Baustelle sowie regelmäßige gemeinsame Abstimmungsrunden. Die UD hatte schon zur Zeit des Bauantrags signalisiert, wie hoch sie die Bemühungen von Grün Berlin und den anderen Akteuren um den Erhalt des Industriedenkmals und seine dauerhafte, nachhaltige Nutzbarkeit einschätzt. Die positive Zusammenarbeit mit UD und Landesdenkmalamt leitet sich auch daraus ab, dass alle von gut durchdachten Kompromissen profitieren.

Quiz
Wie groß wird das künftige Gründach der Lokhalle sein?
Tipp: Die Antwort finden Sie im Artikel.
Fast! Richtig! Es sind 4.600 Quadratmeter Gründach - das bedeutet: Mehr Lebensraum für Flora und Fauna und eine Verbesserung des Mikroklimas im Natur Park Südgelände.

Schritte hin zur Symbiose

2023 konnte unter anderem die Bodenplatte für das neue Fundament der Halle gegossen und die Schimmelsanierung des Kellergeschosses abgeschlossen werden. Auch die notwendige Erneuerung des rund 100 Jahre alten Stahltragwerks des Gebäudes schreitet voran: An der Ecke der ehemaligen Betriebswerkstatt wurde ein Auflager betoniert – so werden Abbrucharbeiten möglich, mit deren Hilfe bald die geplante Erweiterung der Werkstatt vollzogen werden kann, die Nebenräume für Veranstaltungen, Proberäume und Haustechnik aufnehmen soll. Es geht Schritt für Schritt voran: Als Nächstes stehen die weitere Ertüchtigung des Hallentragwerks sowie die Aufarbeitung der Fassaden und Zugangstore an.

Der zusätzliche, zweistöckige Anbau, der an der Südfassade des Gebäudes unter anderem Kunstateliers beherbergen soll, wird in ökologischer Holzbauweise errichtet. Der zusätzliche Gedanke hier: Alter Bestand und die neu hinzugekommene Erweiterung bleiben durch die unterschiedlichen Materialien voneinander unterscheidbar. Dass sich so ein zutiefst nachhaltiges Konstruktionsprinzip mit der historischen Substanz verbindet, spiegelt sich auch im Ansatz der geplanten Dachbegrünung, die weiteren Lebensraum für Pflanzen und Tiere bietet und die effiziente Nutzung von Regenwasser unterstützt – zum Wohl des Mikroklimas vor Ort. Die Ganzheitlichkeit, die im Konzept der neuen Lokhalle steckt, zeigt sich auch im Miteinander der Akteure: Tradition und Zukunft, Industriegeschichte und Natur gehen im Natur Park Südgelände die perfekte Symbiose ein.